
Verstehe ich meinen Hund wirklich ?
Mit einem kurzen Schwanzwedeln kann ein Hund mehr Gefühle ausdrücken, als mancher Mensch mit stundenlangem Gerede.” (Louis Armstrong).
Die meisten Menschen deuten das Wedeln so, als würde der Hund sich freuen. Doch die Bewegung der Rute zeigt einen Erregungszustand, dies kann eine freundliche bis hin zu einer drohende Bedeutung haben. Nur im Kontext mit der gesamten Körperhaltung und der Situation in der sich der Hund befindet, kann das Wedeln richtig interpretiert werden. Ein Großteil von Hundebesitzer haben keine Hundeschule besucht, viele davon besitzen schon viele Jahre einen Hund und doch wissen sie zu wenig über die Körpersprache ihres Tieres.
7 unterschiedliche Arten von Schwanzwedeln
- Freudiges Schwanzwedeln ist zu erkennen, wenn die Körperhaltung völlig entspannt ist. Die Augen sind groß und drücken keine Angst aus. Der Schwanz wedelt großflächig und locker ebenso bewegt sich das Hinterteil mit.
- Schwingendes Wedeln ist zu erkennen, wenn die Rute in der Verlängerung des Rückens nach rechts und links schwingt, die Bewegung ist angespannt, der Kopf leicht abgesenkt und sein Gegenüber wird mit Blicken fixiert. Es droht dem Gegner ein Angriff, sollte dieser auf ihn zukommen.
- Ängstliches Schwanzwedeln ist zu erkennen, wenn der Schwanz zwischen den Beinen eingeklemmt wird, auch

schon wenn die Schwanzspitze zum Boden zeigt und nur leicht wedelt. Der Blick ist unsicher, Schultern und Ohren hängen leicht nach unten. Lässt die Unsicherheit nach, hebt sich die Rute wieder an. Zu beobachten ist dies bei einer Ansammlung von mehreren Hunden in Parks oder in der Hundeschule.Einseitiges Schwanzwedeln ist zu erkennen, wenn der Hund neben seinem Besitzer steht und vermehrt seinen Duft in diese Richtung verteilt. Dadurch markiert er seinen Menschen. Diese Duftdrüse sitzt bei mittelgroßen Hunden etwa 10 cm oberhalb des Rutenansatzes und ist bei manchen Hunde gefärbt (Violsche Drüse). Imponierendes Schwanzwedeln ist zu erkennen, wenn die Rute hochgestellt ist und die Spitze vibriert. Der Hund wirkt größer durch das Aufrichten der Schulter und der Ohren. Die Konkurrenten umkreisen sich und schätzen die Stärke des anderen ab. Schnelles Wedeln zeigt an, dass der Hund in einem erhöhten Anspannungszustand ist. Der Hund versucht eine bestimmte Situation richtig einzuschätzen. Am weiteren Verhalten ist dann zu beobachten ob er sich in einem ängstlichen oder freudigen Zustand befindet. Ruhiges, langsames Wedeln hierbei zeigt der Hund seine Unsicherheit. Die Rute ist leicht gesenkt. Die Nase wird geleckt. Entspannt sich die jeweilige Situation, so hebt sich die Rute wieder an.
Ausdrucksformen wichtig nehmen

Es ist immer der Mensch der den Hund und nicht versteht. Nie umgekehrt. Stefan Wittlin
Hunde studieren ihre Umgebung, uns Menschen und andere Hunde viel genauer als umgekehrt. Die Gestik und Mimik ist sehr vielfältig und ändert sich sehr schnell. Nur durch genaues Beobachten können wir ihr Verhalten deuten und mit ihnen kommunizieren. Wölfe verfügen im Kopfbereich über 11 Ausdrucksregionen und haben bis zu 60 verschiedene Gesichtsausdrücke.
Der Alaskan Malamute hat 43 Ausdrücke, der Zwergpudel nur 14. Bei Hunden gibt es durch die vielen Rassenunterschiede Kommunikationsprobleme. Die Felllänge, die Farbgebung, Ohren und Schnauze, können auch bei Hunden zu Fehlinterpretation führen. Daher sollten Welpen in der Hundeschule schon unterschiedliche Rassen und Ausdrucksformen kennen lernen.

Hunde versuchen, wie wir Menschen, Konflikte zu vermeiden dazu senden sie vorbeugende Signale aus.
Hier sind einige Beispiele:
- Den Kopf zu Seite drehen
Der Hund fühlt sich in einer Situation nicht wohl und vermeidet den Blickkontakt - Den Blick senken oder abwenden
Reicht unter Hunden aus, um einen Angriff abzuwehren. - Den Rücken zudrehen
Wenn auf den Hund zu schnell oder aggressiv zugegangen wird. Abwenden als Zeichen der Unsicherheit. - Das Pföteln
Der Hund versucht sich damit selbst zu beruhigen.Es zeigt Unsicherheit und ist ein Zeichen von Unterwürfigkeit. - Der Bewichtigungsbogen
Freilaufende Hund laufen nur frontal aufeinander zu, wenn sie sich gut kennen. Um eine Provokation zu vermeiden, gehen sie einen Bogen um andere Hunde und nähern sich von der Seite. - Die Bewegung einfrieren
Das Erstarren sowohl im stehen, sitzen und liegen, wird solange eingehalten, bis Situation sich entspannt - weitere Calming Signals sind züngeln, gähnen, schnüffeln, hinsetzen, wedeln.
Die Bewegungen sind nicht starr voneinander getrennt, sondern verlaufen fließend je nach Situation.
Im Dialog mit deinem Hund. Die Tierflüsterin Heike Geißler rät…
Um praktisch und theoretisch fit für einen Hund zu werden, empfiehlt sich ein Sachkundenachweis in einer Hundeschule. In NRW muss dieser Sachkundenachweis durch einen Tierarzt überprüft und bescheinigt werden. Auf der Homepage der Tierärztekammer kann man sich die Prüfungsbögen/Antworten herunterladen und durcharbeiten. In vielen Bundesländern ist dies Pflicht wenn ein Ersthund ins Haus kommt. Aber auch für Hundehalter, die schon viele Jahre Hundekenntnis haben, macht es Sinn sein Wissen aufzufrischen.
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